Unsere Logopädin im Interview
Veröffentlicht am: 06.04.2025
Interview mit unserer Logoädin
Stephanie Piepenburg - gesamttherapeutische Leitung, 17 Jahre Logoädin
1. Warum bist du Logopädin geworden?
Ehrliche Antwort? Ich wusste lange nicht, was ich werden wollte, und bis ich 18 Jahre alt war, wusste ich nicht, dass es Logopäden gibt und was sie machen. Meine Mutter war schließlich die treibende Kraft, indem sie mich zu einem Tag der offenen Tür der Schule für Logopädie mitnahm und begleitete. Nach anfänglicher Skepsis packte mich schnell das Interesse und das Feuer war entfacht! Ich wollte Logopädin werden und habe diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.
2. Was begeistert dich am meisten an deinem Beruf?
Ich schätze es sehr und bin dankbar dafür, dass ich Menschen dabei unterstützen/begleiten darf, ihre Sprache/ihren Ton zu finden oder wiederzufinden. Ich liebe es Neues zu lernen und „um die Ecke“ denken zu müssen, um das bestmögliche Ergebnis für meine Patienten zu erreichen.
3. Hast du schon immer in einer Praxis gearbeitet?
Nein. Ich habe in einer Praxis angefangen und dort 4 Jahre gearbeitet. Danach zog es mich für 10 Jahre in eine Klinik, die ausschließlich auf Neurologie spezialisiert war. Seit 2022 bin ich wieder in der Praxis.
4. Was bringst du mit, um deine Patienten zu motivieren und zu begeistern?
- umfangreiche Kenntnisse, insbesondere im neurologischen und stimmtherapeutischen Bereich
- Liebe und Leidenschaft zum Beruf
- Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit, Kreativität, Flexibilität, Humor, strukturiertes Arbeiten, Vorbildfunktion u.a. stimmlich
- Liebe zum Gesang
5. Welche Themenbereiche / Krankheitsbilder / Erkrankungen begeistern dich bzw. liegen dir am meisten am Herzen?
Ich fühle mich vor allem im neurologischen und stimmtherapeutischen Bereich zu Hause. Aphasien, Dysarthrien, Sprechapraxien, Dysphagien, Fazialisparesen, aber auch Dysphonien oder Dysodien liegen mir besonders. Ebenso die Betreuung von Parkinson- oder MS-Patienten. Die Behandlung von LRS, MFS, Sigmatismus oder auch Schetismus im Schulkindalter wecken mein Interesse.
6. Als Logopäde muss man sich regelmäßig fortbilden. Welche Fortbildungen hast du bereits besucht?
Zu den bisher durchgeführten Fortbildungen gehören (um nur einige zu nennen)
- Interdisziplinäre Ansätze der Atemtherapie bei Dysphagie
- F.O.T.T. zum Kennenlernen
- Einführung in die orofaziale Regulationstherapie nach Castillo Morales
- Nicht-invasive Beatmung
- Interdisziplinäres TK-Management
- KRAN - komplexe ressourcenorientierte Aphasietherapie und NLP
- Intensive Benenntherapie
- Wortabrufstörung bei Aphasie
- erworbene Dyslexien und Dysgraphien
- MIT – melodische Intonationstherapie
- LAX VOX
- Stimme und Faszien – Ein neuer Weg der Selbstregulation
- zertifizierte LSVT LOUD Therapeutin
- Tapen in der Logopädie
- CI – Therapie bei Kindern und Erwachsenen
- LRS
7. Was macht man in der Logoädie?
Allerhand tolle und teilweise lustige Dinge, wie das Training der Mimik, der Lippen- und Zungenkraft und auch deren Koordination. Außerdem erarbeiten wir die physiologische Lautbildung der deutschen Sprache, was unter anderem zu einer besseren Verständlichkeit führt. Darüber hinaus arbeiten wir an der Verbesserung der Wortfindung, insbesondere nach Schlaganfall, oder an der Verbesserung der Schluckfunktion zur Sicherung der oralen Nahrungsaufnahme. Zuletzt nehmen wir uns der Stimme an, sei es, dass sie beim Sprechen oder Singen besser klingen oder stabiler werden soll.
8. Welche Geschichten/ Erfolge sind dir in Erinnerung geblieben?
Unzählige tolle und wunderbare Geschichten und Erfolge durfte ich im Laufe der Jahre erleben und begleiten.
Besonders waren immer wieder die Situationen, in denen nach einem Schlaganfall die „ersten“ Worte an die Angehörigen möglich waren oder auch die ersten kleinen Bissen wieder gelangen bis hin zur vollständigen und uneingeschränkten Nahrungsaufnahme. Am beeindruckendsten war vielleicht der Moment, als der Patient nach einem schweren Unfall und völliger Stimmlosigkeit seine Stimme wiederfand und somit auch wieder ins Berufsleben (wenn auch etwas anders als vorher) einsteigen konnte.
Und so könnte ich weiter erzählen, denn ich habe viele solcher Geschichten.
9. Wie wird man Logopäde? Warum lohnt es sich und welche Eigenschaften sollte man mitbringen?
Die schulische Ausbildung in Logopädie dauert 3 Jahre. Man kann sich auch für ein Studium entscheiden, das 6 bis 9 Semester (3 bis 4,5 Jahre) dauert. Während der Ausbildung hat man mehrere Praktika, in denen man gute praktische Inhalte vermittelt bekommt. Je nach Schule sind solche Tage auch im Lehrplan enthalten.
Was solltest du mitbringen?
- Freude mit Menschen zu arbeiten
- Lust an Musik und Gesang, sowie an der Stimme im Allgemeinen
- Interesse an Sprache, deren Rhythmik und Bedeutung
- Lust am Lernen
- hilfreich kann eine schnelle Auffassungsgabe sein
- Flexibilität, Eigenorganisation/ Selbststruktur
10. Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären es?
- weniger Verwaltungsaufwand/ Bürokratie
- mehr Vertrauen der Krankenkassen in die Therapeuten